Antje Mayer-Salvi ist eine Schlüsselfigur in der Wiener Kulturszene und ebenso mutig, offen und kreativ wie das von ihr gegründete C/O VIENNA MAGAZINE. Warum ist sie Unternehmerin geworden? Ist es möglich, Kultur zu vermarkten? Wie entwickelt man die richtige Strategie? Fragen, die von dem neuen Role Model von konsultori beantwortet werden.
Wachstum strategisch erzeugen.
Sie überarbeiten Ihre Strategie und suchen nach professioneller Unterstützung?
Deine Firma ist heute sehr erfolgreich und anerkannt. Warum hast du dich entschlossen, dein eigenes Unternehmen zu gründen?
Wie es mein Vater stets formulierte: Es ist eine Lebensentscheidung, selbständig sein zu wollen oder nicht. Es verlangt einem eine ganz andere Art von Eigenverantwortlichkeit ab, aber man kann seine Ziele unabhängiger verfolgen.
Selbstständig oder angestellt? Ich hatte nach dem Studium das Gefühl, keine Wahl zu haben. Die Journalismus-Branche war so männerdominiert und hierarchisch, dass ich als junge Frau nicht wirklich eine Chance hatte, einen spannenden Job mit Verantwortung in einer Redaktion zu ergattern. Um die Geschichten schreiben zu können, die ich wollte, musste ich mich letztlich selbstständig machen. Sich Jahre lang männlichen, leitenden Redakteuren anzubiedern, war für mich keine Alternative.
Ich habe mein Unternehmen Redaktionsbuero Ost im Alter von 26 Jahren gemeinsam mit Manuela Hötzl gegründet, wir waren also relativ jung und als weibliche Unternehmerinnen in der Branche eine Minderheit. Heute kann man sich das gar nicht mehr vorstellen.
Viele Menschen stellen sich die Frage: Ist es möglich, Kultur zu vermarkten? Was sind deine Aktivitäten und wie sind deine Geschäftsfelder strukturiert?
Redaktionsbuero Ost existiert seit über 20 Jahren, wir konzipieren und produzieren Bücher, Filme und Magazine. Unsere Schwerpunktthemen sind die Kreativwirtschaft, Kunst, Design, Fotografie, Architektur und Fashion. Als wir uns damals als Dienstleisterinnen für den Kreativsektor formierten, hielten uns alle für verrückt, mit Kunst und Kulturthemen Geld zu verdienen wollen. Doch wir haben Geld verdient, indem wir auf den Website-Boom ein wenig anders reagierten. Denn wir wussten, Technologie ist gut, Innovation ist gut, aber ohne Content, ohne eine Botschaft, kommt man nicht weiter. Also entwickelten wir damals gute Inhalte, und es stellte sich heraus, dass wir Recht hatten, dass sie gebraucht wurden. Ich sehe mich weniger als Vermarkterin, sondern als Vermittlerin von Kunst. Um das zu unterstreichen haben wir im Jahr 2015 dann auch das C/O VIENNA MAGAZINE gelauncht, ein Online- und Print-Magazin, das mittlerweile zu einer der wichtigen Publikationen für den Kreativbereich in Österreich und deutschsprachigen Raum gehört.
“A strategy is necessary because the future is unpredictable.” Bist du mit dem Zitat einverstanden? Hast du eine wirksame Strategie für dein Unternehmen?
Ich stimme dem Zitat zu und mit konsultori arbeiten wir viel an meiner Strategie. Es hilft mir, mir über den Kurs, den ich verfolge, klar zu werden. Ich gebe zu, dass ich mich als kreativer Kopf gerne von der „Insel rechts, dem schönen Delphin links und dem Sonnenuntergang vor mir“ ablenken lasse (lacht).
Regelmäßig nehme ich Coachings bei Petra Wolkenstein von konsultori wahr, weil ich jemanden brauche, der mir wie ein Navy die richtige Route zeigt. Petra macht das sehr wertschätzend und auf eine Art und Weise, dass ich nie das Gefühl habe, etwas falsch gemacht zu haben. Sie ist immer positiv: „Ja, du hast es bis hierher geschafft, wie können wir den Weg jetzt weitergehen?“ Das hilft mir sehr.
Petra Wolkenstein sagte in einem Interview, dass eine wirklich gute Strategie flexibel ist. Denn die Pläne, die in der Schreibtischschublade landen, folgen nicht den Veränderungen im Leben und im Geschäft.
Ganz genau. Strategien können auch sehr einschränkend sein. Ich denke, eine gute Strategin muss kreativ und flexibel auf neue Situationen eingehen können und dabei ihre langfristigen Ziele nicht aus den Augen verlieren.
Hat sich deine Strategie nach der Corona-Krise geändert?
Absolut. Eine Krise ist die perfekte Gelegenheit, um sich selbst zu disziplinieren und eine Strategie zu entwickeln, weil man sich im Notfallmodus befindet. Wir haben auf jeden Fall mehr Gewicht auf das Digitale gelegt, weil wir hier viel flexibler sind als die großen, traditionellen Medien.
Was ich auch merke, ist, dass ich meine Mitarbeiterinnen mehr an die Firma binden muss, weil wir leider während der Krise eine hohe Fluktuation hatten, wie viele andere Unternehmen im Übrigen auch. Vor allem die jüngere Generation hatte Angst vor Unsicherheiten, wechselte zuweilen lieber in den öffentlichen Dienst, zu weitaus weniger kreativen und eher konservativen Jobs, Hauptsache der Arbeitsplatz ist fix und der Arbeitsgeber möglichst groß und krisensicher.
Wie du bereits erwähnt hast, hat das C/O VIENNA MAGAZINE in relativ kurzer Zeit eine fantastische Online-Präsenz geschaffen. Wie habt ihr das erreicht?
Wir konnten während der Krise unsere Online-Zugriffe enorm steigern, auch unsere Followers auf Social Media stark vermehren. Während der Lockdowns haben wir nicht aufgehört, wir haben einfach weitergearbeitet und berichtet, obwohl wir keine Einnahmen hatten. Die Leserinnen und Leser haben uns dafür viel Anerkennung gezollt und sind geblieben.
Wenn du vor einer schwierigen Geschäftsentscheidung stehst, was hilft dir am meisten oder wen fragst du um Rat – mit wem tauschst du dich aus?
Ich tausche mich mit Freundinnen, Freunden und mit meinem Mann aus, er ist Architekt und führt mit seinen beiden Partnern ein Unternehmen mit über 40 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Ich denke, Privates und Geschäftliches sollte man jedoch nicht allzu sehr verweben. Objektivität ist wichtig, deshalb ist es besser, eine unabhängige Expertin zu konsultieren.
Wenn du dir eine zusätzliche Fähigkeit wünschen könntest, welche wäre das?
Mich an meine Strategie zu halten (lacht).
Worauf bist du am meisten stolz?
Als Mutter zweier Kinder ein eigenes Unternehmen zu führen, finanziell unabhängig geblieben zu sein und trotzdem ziemlich viel Spaß im Leben und mit meinem Job zu haben und gehabt zu haben.
Ich bin stolz auf die Gründung des C/O VIENNA MAGAZINES, das bedurfte einer unglaublichen Willensanstrengung. Es war, als würde man ein großes Schiff wenden und in eine neue Richtung lenken. Auch hier dachten alle, ich sei verrückt, ein Independent-Magazin herauszugeben und damit Geld verdienen zu wollen.
Der unglaubliche Schwung, die Kreativität und Originalität des Magazins überzeugt die Fachwelt. Welche Auszeichnungen bedeuten dir am meisten?
Kürzlich erst haben wir abermals eine Silberne Venus in der Kategorie „Editorial“ vom Creative Club Austria gewonnen, die mit wichtigste Auszeichnung in Österreich in diesem Bereich.
Am stolzesten bin ich auf zwei Preise, von denen wir kurz vor und dann während der Corona-Krise gewonnen haben. Das waren die Momente, in denen ich mich sehr glücklich fühlte, in einer solchen Liga spielen zu dürfen. Das war 2020 die Nominierung für den WILLY FLECKHAUS-PREIS neben dem Brand Eins und dem Missy Magazin und wenige Monate später die Bronzene Nadel in der Kategorie „Editorial“ des ART DIRECTOR CLUB Germany, neben dem GEO-Magazin und ZEIT-Magazin. Was ich auch sehr cool finde, ist, dass man unser Magazin mittlerweile weltweit etwas in Budapest und San Franzisco kaufen kann.
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