Gegründet von zwei brillanten Frauen, ist Visionistas die Agentur für Unternehmen, die soziale Verantwortung leben wollen. Sie wissen nicht nur, was gerade Trend ist, sondern blicken mit ihren KundInnen gemeinsam in die Zukunft. Sie erzählen uns, dass sie viel analysieren, gestalten, beraten und organisieren. Jetzt geben sie uns auch ein interessantes, smartes Interview über ihre Strategie in der Krise und wie sie Visionistas weiterentwickeln konnten.
Was war euer erster Schritt am Beginn der Krise, was habt ihr als erstes unternommen und warum?
Stefanie Summerauer: Das war ein kurzer Schockzustand. Wir hatten gerade ein größeres Festival geplant. Wir wussten nicht, was Corona jetzt für uns bedeutet: Kann es jetzt nicht mehr stattfinden, wird es im Sommer wieder möglich sein oder gar nicht? Wir haben tatsächlich die Reißleine gezogen. Wir haben uns hingesetzt und durchgerechnet, wie es aussehen würde, wenn es nicht stattfinden kann, und wir haben gemerkt, dass das ein zu großes Risiko für ein so junges Unternehmen wie unseres ist. Und wir haben damals tatsächlich unser erstes großes Projekt abgesagt.
Anna Oberdorfer: Ja, es gab eine Pressekonferenz, gefolgt von einem Lockdown. Es fanden keine Veranstaltungen mehr statt. Wir mussten uns eingestehen: Unser Großprojekt wird in dieser Form nicht funktionieren. Dann waren wir eine Woche lang mehr oder weniger betäubt. Wir haben gemerkt, dass viele Leute aus dem Kunst- und Kulturbereich sehr stark betroffen waren. Es ging ihnen so extrem schlecht, weil sie einfach keine Perspektive mehr hatten: Von einer Förderung für Künstler war zu diesem Zeitpunkt keine Rede.
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Aber dann gab es ein digitales Event, habe ich recht?
Anna: Nach einigen Überlegungen haben wir dann spontan ein digitales Festival ins Leben gerufen. Es hieß HomeStage Festivals. Eigentlich war es das erste digitale Festival in Österreich zu dieser Zeit. Wir hatten etwa 50 Künstler – live gestreamt über 3 Tage: Autoren, Musiker, Kabarettisten. Wir haben ein Crowdfunding aufgesetzt und alle Einnahmen gingen direkt an die Künstler. Das war sehr cool, es hat ein erstes richtiges digitales Festival möglich gemacht. Insgesamt haben 41.000 Leute zugeschaut, das kam richtig gut an.
Was hat sich sonst noch an eurer Strategie geändert?
Anna: Ich bekam ein Angebot, in der Coronavirus Task Fource Krisenkommunikation zu machen. Und nachdem klar wurde, dass viele unserer Projekte gestrichen werden und wir nicht mehr so viele Ressourcen brauchen würden, habe ich angenommen. Politische Kommunikation hat mich schon immer fasziniert. An einer so großen Herausforderung beteiligt zu sein – ja, das wollte ich tun. Ich arbeitete dort 3 Monate und Stefanie führte die Visionistas praktisch alleine weiter. Das Gesundheitsministerium hat mich „ausgeborgt”.
Stefanie: Unsere Strategie hat sich geändert, weil wir uns mehr auf digitale Kommunikationsprojekte konzentriert haben und weniger auf Events. Wir haben gelernt, dass wir mehr und Dauerhaftes machen und viel langfristiger planen sollten. Als die Covid-Krise kam, war es erst unser erstes Jahr als Gründer, also hatten wir damals einfach noch nicht den langfristigen Ansatz für unsere Arbeit. Daran haben wir uns angepasst. Die Krise hat uns dazu gezwungen, mehr Voraussicht in unsere Strategie einzubauen.
Was hilft euch am meisten oder wen fragt ihr um Rat – mit wem tauscht Ihr euch aus?
Stefanie: Petra Wolkenstein von konsultori war sehr unterstützend und hat uns eine zusätzliche Perspektive gegeben. Das ist sehr wichtig, denn in einem Unternehmen nimmt man die Dinge oft anders wahr als von außen. Wir haben damals sehr viele gute Inputs zu den Themen Zielgruppen, Strategie in der Krise und Positionierung bekommen. Die Beratung hat uns geholfen, unsere eigenen Stärken zu sehen.
Anna: Ich rede viel mit meinen Eltern, die beide seit vielen Jahren Unternehmer sind. Sie haben eine Menge Erfahrung.
Worauf seid ihr besonders stolz?
Anna: Ich bin sehr stolz darauf, dass wir in den sehr schwierigen Zeiten immer weitergemacht und durchgehalten haben. Wir legen Wert auf Seriosität und glauben an uns. Es ist nicht immer einfach, deshalb bin ich stolz, dass wir es immer schaffen.
Stefanie: Das finde ich auch. Dieses „Dranbleiben“, dieses Nicht-Aufgeben ist etwas, worauf man stolz sein kann. Viele Menschen lassen sich einschüchtern. Eine unserer großen Stärken ist, dass wir immer nach einem Weg suchen und ihn auch finden. Wir können eine andere Richtung einschlagen oder uns einfach anpassen.
Wenn ihr euch eine Fähigkeit wünschen könntet, welche wäre es?
Stefanie: Ich möchte Co2 neutralisieren, wie ein großer grüner Baum (lacht).
Anna: Die Klimakrise stoppen zu können, ja, das ist eine schöne Idee.
Ihr habt einen sehr guten Podcast gestartet, aus dem man nach jeder Folge ein paar wichtige Gedanken mitnehmen kann. Wie gelingt es euch, so bewusst und aufschlussreich zu bleiben?
Anna: Was bei Visionistas herauskommt, ist uns sehr wichtig: Dafür stehen wir. Wir haben durch den Podcast viele interessante Menschen kennengelernt und das wollen wir auf jeden Fall fortsetzen. Die Balance zu finden, informiert zu bleiben und trotzdem unser eigenes Wohlbefinden vor zu viel Social Media zu schützen, ist sehr schwierig. Was in der Gesellschaft und in der Politik passiert, ist relevant und wir sollten immer auf dem Laufenden sein.
Stefanie: Es ist immer ein Prozess, bei dem wir einfach über die Themen sprechen. Wir beschäftigen uns einfach viel mit gesellschaftspolitischen Themen und bilden uns sozusagen gemeinsam eine Meinung. Dann tragen wir unsere schon klare Meinung nach außen. Das ist das Besondere an uns: Wir bringen viele unserer Werte mit in unser Geschäft. Das ist eigentlich die Basis für unser Geschäft. Werte.
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